100 Jahre eurythmische Kunst

 1912 wurde die Eurythmie von Rudolf Steiner begründet. Der Wunsch, Lory Maier-Smits, einen Beruf zu erlernen der mit Gymnastik oder Tanz zu tun hatte, wurde von Rudolf Steiner aufgegriffen, um eine neue Tanzkunst in die Welt zu bringen. Es begann mit Einzelunterricht für die junge Lory Maier-Smits, und entwickelte sich im Laufe eines Jahres soweit, dass mit mehreren jungen Eurythmistinnen im Sommer 1913 die erste Aufführung realisiert werden konnte.

 Inzwischen blickt die Eurythmie auf eine 100jährige Geschichte zurück, in der sie viele Verwandlungen erlebt hat. Große Eurythmie-Ensembles haben die Eurythmie in alle Länder und Kontinente der Welt getragen und viele Eurythmie-Initiativen sind daraus hervor gegangen. Große Persönlichkeiten haben in den letzten 100 Jahren diese Bewegungskunst geprägt.

 

Die Eurythmie ermöglicht mit ihren Kunstmittel musikalische und sprachliche Werke, die ihrem Wesen nach ja im Hörraum lebendig sind, in die Sichtbarkeit, in den Sehraum zu bringen. Große Raumformen, die der Eurythmist solistisch oder in der Gruppe bewegt, bilden ein Fundament auf welchem er mit der Ausdruckskraft seiner Armgebärden zu tanzen beginnt. Gesetzmäßigkeiten und Gebärden für Takt, Rhythmus und Melodie, Intervalle, Harmonien und Töne geben dem Eurythmisten die Möglichkeit musikalische Werke in Bewegung zu verwandeln. Gebärden für die Laute der Sprache, für Grammatik, Metrik, Stimmung und Inhalt eines Textes ermöglichen dem Eurythmisten sprachliche Werke zu tanzen.

 

Aufgrund ihrer Vielseitigkeit konnte sich die Eurythmie in verschiedene Lebensbereiche einfinden. Als Bewegungskunst auf der Bühne, als pädagogische Kunst an Schulen und als therapeutische Kunst in Praxen, Schulen oder Kliniken.

 

Die Eurythmie zu erlernen kann eine lebenslange Schulung sein. Die Aufzeichnungen über die erste eurythmische Arbeit und die Forschungsmöglichkeiten an der Eurythmie bilden einen so umfangreichen Fundus, dass auch der ausgebildete Eurythmist immer wieder neue Elemente erlernen oder bekannte Elemente vertiefen kann.

Den Anfang der Schulung bildet ein vierjähriges Grundstudium an einer Eurythmieschule. Nach Erreichen des Diploms besteht die Möglichkeit in der Bühnenarbeit, der Pädagogik oder der Therapie eine weitere Ausbildung von ein bis drei Jahren anzuschließen. Nach dieser Zeit kann der Eurythmist als Mitglied eines Bühnenensembles, Lehrer an einer Schule, Heileurythmist und in freier Tätigkeit die Eurythmie ausüben und weitergeben.

 

Eine Besonderheit der eurythmischen Tanzkunst ist, dass sie auch von Laien ausgeübt werden kann. So gibt es in vielen Kursen an verschiedenen Orten die Möglichkeit die Eurythmie kennen zu lernen und ihre harmonisierende, durchwärmende Wirkung am eigenen Leib zu erleben. Dafür braucht es keine Vorkenntnisse und ist für alle Altersgruppen geeignet. Zudem bietet die Eurythmie die Möglichkeit das anthroposphische Welt- und Menschenbild kennen zu lernen oder zu vertiefen.